Kaliningrad, mon amour (I): Duell wegen einer Dame

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Die Stadt Allenstein/Olsztyn meiner Großmutter war für mich niemals abstrakt, niemals ein Sehnsuchtsort. Es war ein Ort dieser Welt, eine Stadt mit Kirchen, einer Burg, einem hohen Rathausturm und Hausfrauen, bei denen die Mädchen aus Lengainen/Łęgajny Kochen lernten und Tischmanieren beigebracht bekamen.

Das Gegenteil ist der Fall, wenn es um Königsberg/Królewiec geht. Königsberg/Królewiec ist für mich vollkommen abstrakt, ein Mythos, ein tatsächlicher Sehnsuchtsort. Aus irgendeinem Grund habe ich mich nie mit der Realität des Kaliningrad der Gegenwart beschäftigt, vermeide es Karten zu betrachten oder in Google Maps drauf zu zoomen. Aber meine Königsberger Mythen sind untergewichtig: Ich weiß, dass es die Stadt war, in der der 80-jährige Kant jeden Morgen schrieb, obwohl er fast blind war, die Stadt der weltberühmten Albertina-Universität, die Stadt, in der Käthe Kollwitz geboren wurde und Hanna Arendt zur Schule ging, ein Ort der Aufklärung und des Humanismus in der konservativen Welt Ostpreußens. Und es war eine Stadt, die durch britische Bomben, Granaten der Roten Armee und kommunistischen Beton unterging. Das ist alles, was ich habe.

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